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something happens
Ein Projekt von
Manuela Fersen und Michael Weißköppel
in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Schwerte

Something happens. Etwas passiert. Spätherbst 2015. Schwerte. Über den Innenstadtraum sind plakatähnliche Aufsteller verteilt. An Laternen, Zäunen und vor Hauswänden stehen sie. Es ist nichts zu lesen, kein Text, keine Gesichter, nur weiße Flächen auf einem hölzernen Grund. Sind die weißen Flächen Überbleibsel von Plakaten oder wurden hier Ankündigungen überklebt? Die Objekte lassen viele Gedanken zu; von den verschwundenen Plakaten von vergangenen Events bis hin zur bewußten Lücke, die ein Innehalten, eine Pause beschwört. Eine Pause vor den nächsten Aktionen, vor der nächsten Werbung, vor der nächsten schlechten Nachricht. Gleichzeitig sind sie ein Freiraum, auf dem etwas passieren kann. Verlässt man die Innenstadt und betritt das Areal hinter der Rohrmeisterei, bleibt der Blick irgendwann an einer Ansammlung von Objekten hängen. Vor dem Waldstück am Rande des Platzes ist ein kleines Camp zu sehen. Zelte stehen dort. Über den Spitzen hängen weiße Stücken. Wäsche, Laken, Papiere? Nähert man sich den Objekten, stellt der Betrachter fest, dass hier niemand wohnt. Beeinflusst durch die Nachrichten von Flüchtlingen lassen sie uns schnell an Zelte, notdürftige Unterkünfte oder Lager denken. Die Objekte scheinen jedoch aus Holz gebaut mit weißen Fragmenten über ihren Giebeln. Aber auch hier wird das Auge getäuscht tatsächlich handelt es sich um Leinwände, die zu zeltähnlichen Objekten zusammengestellt sind. Stilistisch bewegen sich die Leinwände in der Tradition der Dripp-Paintings und flächiger Abstraktion. Die Galeriewand verlassen, ermöglichen sie nun zusammengestellt und als Objekt im öffentlichen Raum verschiedene Assoziationsmöglichkeiten vom Camp bis zu den Zelten der Occupy-Bewegung, wie sie ähnlich zur Documenta 13, 2012 in Kassel zu sehen waren. Something happens ist die neueste Kollaboration zwischen Manuela Fersen und Michael Weißköppel. Als Künstlerduo Fersen und Weißköppel haben sie für Schwerte eine Reihe von Arbeiten geschaffen, die auf wenige Hauptmerkmale ihrer künstlerischen Arbeit reduziert sind. Die Leinwand, die die Wand verlassen hat und im Raum steht, das bräunliche Farbdripping, das an Holzmaserungen erinnert und die weißen Leerstellen und Lücken. Neben den Objekten auf dem Platz hinter der Rohrmeisterei tauchen in der Innenstadt an verschiedenen Stellen weitere Bildobjekte auf. Auch diese spielen mit den Gestaltungsmerkmalen, Farbdripping und Leerstellen und lassen ebenso verschiedene Gedankenspiele zu. Am offensichtlichsten ist der Gedanke an die Aufsteller, wie sie zu Wahlen zahlreich über den Stadtraum verteilt werden. Doch hier wird niemand beworben oder zum Wählen einer Partei aufgefordert. Zu sehen sind nur die Reste von Plakaten auf dem hölzernen Untergrund. Die Abwesenheit von Information und die weißen Leerstellen werfen stattdessen Fragen nach der Schnelllebigkeit unserer Gesellschaft auf, hinterfragen die Informationsflut unserer Zeit und die Austauschbarkeit von Positionen, Ereignissen und Werten. Zurück zum Titel wird klar, irgendetwas passiert, die Zeit schreitet unablässig voran und bringt Veränderungen – gewollt oder nicht. Und hier kommt noch eine andere Facette der Installation zum Tragen. Die Leinwände sind bei allen Möglichkeiten zur Assoziation auch Bilder, die in der Tradition der Malerei stehen und diese weiterentwickeln. Denn auch die Malerei entwickelt sich weiter und hat hier den schützenden Raum des Museums, der Galerie verlassen. Sie steht im öffentlichen Raum und wird sich verändern. Das Wetter, die Sonne oder auch die Menschen werden Spuren auf den Bildflächen hinterlassen und so wird auch mit den Bildern etwas passieren. something happens.